Sooo, es ist schon eine ganze Weile her, dass ich von mir hab hören lassen! Aber was soll ich sagen, jeder arbeitende Leser wird mir zustimmen, dass -solange man nicht irgendein ungewollter ägyptischer Staatspräsident ist- der Arbeitsalltag ganz schön..normal..sein kann. Kein Grund zu bloggen also? Nee, nee. Aber was mache ich eigentlich hier (und das ist keine Frage eine schizophrenen Austauscharbeiters, der sich womöglich in der Midlife-Krise befindet)? Nun, laut Arbeitsvertrag (bzw. dem Jobangebot, was ich unterschrieben habe…Vertrag phhh) bin ich Marketing-Coop. Coops in meiner Firma gehen für 3 Monate zur Uni, arbeiten 3 Monate im Betrieb und das zweimal im Jahr. Mit anderen Worten: Sie sind sowas wie BA-Studenten, die ein duales Studium absolvieren. Und da ich ja schon eine Ausbildung hinter mir habe, kann ich mich gut mit der Position identifizieren!
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Leider kann ich nicht wirklich viel über meinen Job schreiben, weil ich im “streng vertraulich”-Bereich arbeite. Wie dem auch sei, in amerikanischen Betrieb “reportet” (müsst ihr Englisch aussprechen :D) man immer zu einem bestimmten Manager, in meinem Fall…nennen wir Sie Mrs. Smith. Mrs. Smith ist eine hohe Person, die noch dazu sehr viel reist. Las Vegas, München, New York, Detroit, Orlando. Dementsprechend habe ich “nicht viel von ihr”, obwohl ich viel von ihr lernen könnte; sie scheint eine exzellente Geschäftsfrau zu sein, die sich in einer Männerdomäne durchzusetzen weiß. Stattdessen arbeitete ich bisher willkürlich für irgendwelche Personen, die Projekte fertiggestellt haben müssen. Ich werde immer sehr genau in die Aufgaben eingewiesen und mir wird grundsätzlich Hilfe angeboten. Die Firma weiß sich auf jeden Fall um ihre “Jüngsten” zu kümmern. Das beinhaltet scheinbar auch meine erste Gehaltserhöhung um 25%, nach 4 Monaten treuem Dienst. Wenn man das einen Tag vor der Abreise nach Orlando, Florida hört, dann glaubt man an nicht mehr an das Böse in der Welt!
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Doch wie kommt es zu diesem vermeintlichen Unglück, dass ich mit meinen Astral-4-Buchstaben in Florida sitze (es gibt sicherlich bessere Orte, als das Ritz-Carlton Grande Lakes bei 25°C Ende Januar…;))? Jedes Jahr hält meine Firma ein National Sales Meeting irgendwo in den USA ab, sofern ich weiß meistens zu Anfang des Jahres. Da ich als Coop in den letzten 4 Wochen hauptsächlich bei der Vorbereitung des Meetings geholfen habe, dachte man sich wohl, dass man mich auch hier für die laufende Organisation ganz gut gebrauchen könnte. Also habe ich die letzten Wochen Informationstafeln erstellt, Vergleichsdaten gesammelt, Excel-Dateien erstellt etc. etc. Bisher nicht wirklich aufregend oder gar herausfordernd, aber ich bin mir sicher, dass sich das nach diesem Meeting ändern wird. Die gesamte “Sales, Service & Support” Gruppe war naturgemäß sehr angespannt in den letzten Monaten, setzt ein 150-Mann-Event doch allerhand Organisationstalent und Ausdauer voraus. Und doch ist die amerikanische Arbeitswelt etwas anders als die Deutsche. Man redet ja oft vom “laid-back (etwa lässig, locker) America”.
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Das trifft auch auf meinen Arbeitsplatz zu, ich höre 8 Stunden am Tag Musik, niemand guckt morgens genau auf die Uhr (und doch konnte ich bisher meine “deutsche Pünktlichkeit” bzw. das Pflichtbewusstsein nicht ablegen); überhaupt gibt es keinen “Arbeitsdruck” und trotzdem erledigt jeder seine Arbeit “on time”. Und wie Barack Obama in seiner State of the Union Address ja sagte, sind die Amerikaner noch das produktivste Volk auf Erden! Zusammenfassend: Arbeiten hier macht mir soweit Spaß. Spaß, Arbeit, Spaß, Florida, Arbeit, Spaß… FLORIDA! Da bin ich nun also, im Rentnerstaat, um meinen Freund Fokko zu zitieren. Pünktlich am Samstag um 9:05 Uhr hob die 737 aus dem verschneiten Cleveland Richtung Florida ab. Nach Spaghetti und Fleischbällchen am Flughafen ging es dann weiter zum fürstlichen The Ritz-Carlton Grande Lakes, umschlossen von Palmenhainen, dem See und einer Golfanlage. Nach dem Check-In (wie konnte ich nur meine Zahnbürste vergessen…gut, die im Hotel sind weit besser als die, die ich mir immer kaufe) wurden wir von der “Vorhut” in die Räumlichkeiten und Abläufe eingeführt, danach ging es nach etwas Freizeit weiter zum Tommy Bahama Shop.
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Als Geschenk durften wir uns alle ein Shirt aussuchen, bis zu einem gewissen Betrag. Und wer Tommy Bahama kennt weiß, dass ich dort nicht mit einem $60-$70 Shirt rausgegangen bin. Es wurde stetig besser! Auch das Dinner beim Edeljapaner (ich habe mich gegen Sushi entschieden, stattdessen ein Malaysian Chicken Curry gehabt) war buchstäblich fein. Nach 1-2 Zigarren im Hotelgarten (die ich höflich abgelehnt habe) ging es dann ins Queens-Size Bett, herrlich! Mit dem Gedanken, dass das Cleveland Cavaliers NBA Team in einem der Zimmer neben mir nächtig, bin ich dann eingeschlafen.
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Am nächsten morgen haben meine Mit-Coop-in Beth und ich dann den Registration Desk okkupiert um die ankommenden Verkäufer und Manager einzuweisen. Zwischenzeitlich sollte ich noch die Ehre haben, die Basketball-Legende Austin Carr zu treffen. Wie nett. Das sollte aber noch nicht alles sein. Wie erwähnt, hat das Cavs NBA Team im Ritz übernachtet, wegen einem Spiel gegen Orlando Magic. Auch eher zufällig habe ich den Cavs-Sicherheitsmann getroffen, der mir unverblümt erzählt hat, wann und wo die Cavs in den Bus steigen würden. Ich sollte da einfach auf die Jungs warten und sie um Unterschriften bitten. Toller Sicherheitschef. Auf jeden Fall habe ich dann um 15 Uhr mein Cavs-Shirt geholt, einen dicken Edding und meinen Mut zusammengenommen. Mehr oder weniger aus dem Hinterhalt konnte ich: Antwane Jameson, Daniel (Booby) Gibson, Alanzo gee, Samardo Samuels, Joey Graham und Leon Powe erwischen.
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Interessanterweise sind die meisten Jungs sogar kleiner als ich. Haha, was ein toller Tag irgendwie. Allerdings habe ich jetzt kein “Nachthemd” mehr, da dort überall Unterschriften drauf sind (habe das kostenlose Fan-Shirt aus Größengründen nur im Bett an), aber das ist es wert. Und wie gesagt, es ist ja nicht so, dass es hier friert. Noch völlig “excited” bin ich dann abends noch frohen Mutes in den beheizten Pool gesprungen, um im Sonnenuntergang zu schwimmen. Pool im Januar ist schön :D. Danach ging es für 3 Stunden noch zum Firmen-Meet-and-Greet, wo wir uns alle bei leckerem Fingerfood kennenlernen konnten. Die Butter hier hat das Ritz-Carlton Logo eingepresst, how thoughtful!
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Montag ging es eigentlich erst richtig los. Im Konferenzbereich wurden die ganzen Informationsstände aufgebaut und die Teilnehmer haben Seminare besucht. Und endlich kam auch meine Mrs. Smith an und hat mich -da sie gerade aus München kam- doch glatt gebeten, ihr Informationen über das PPP zu schicken, damit sie weiteren amerikanisch/deutschen Austausch gewährleisten kann. Das finde ich sehr aufmerksam! Ach, falls ich es noch nicht erwähnt habe, mein Arbeitgeber ist Teil einer deutschen Unternehmensgruppe die global etwa 14.000 Mitarbeiter hat. Auch Beth und ich haben beim sogenannten “Learning Fair” (etwa Lernmesse) einen Stand gehabt. Bei Learning Fairs werden von jeweils 2-3 Mitarbeitern Stände geleitet, wo z.B. Produkte ausgestellt werden oder Großkunden vorgestellt werden. Unser Stand war ein reiner Unterhaltungsstand: Man konnte Website-Pong (eigene Version von Bier-Pong) und “Wheel of Fortune” (Glücksrad) spielen. Beim Website-Pong musste man Details über die Website erraten (z.B. Wo finde ich Information X und Y). Der Kandidat hatte 4 Versuche und für jede richtige Antwort wurde ein Tischtennisball ausgeteilt. Am Ende mussten die max. 4 Bälle in Plastikbecher geworfen werden, die eine gewisse Punktzahl hatten. Höchste Zahl hat gewonnen. Glücksrad kennt ja jeder. Am Ende haben wir 2 iPod Shuffles sowie 2 iTunes Giftcards übergeben.
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Glücksrad hin oder her (einige haben es wahrscheinlich schon rausgefunden: Englisch “Wheel of Fortune”, anders als bei “Der Preis ist heiß” [was hier noch produziert wird!] -> “The Price is Right”), Florida wurde nicht von der Erdevolution gemacht, um hier nur zu arbeiten. Am Abend hieß es “Dinner on your own” (was nicht heißt, dass ich das Essen bezahlt habe). Es standen 2 Destinationen zur Auswahl: Universal City Walk oder Pointe Orlando. Da Pointe Orlando scheinbar ein langer “Strip” mit Restaurants und Shops ist, habe ich mit dem City Walk geliebäugelt. Außerdem war deren Prospekt auch bunter (die Psychologie hat mich stets im Griff). Also, ab in den Shuttlebus und nach 20 Minuten Fahrt durchs nächtliche Orlando sind wir dann schließlich -lichttechnisch- in einer Mischung aus Time Square und Las Vegas angekommen.
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Der City Walk verbindet quasi die 2 Universal Parks (Islands of Adventures und Universal Studios), jedoch ist der Zutritt frei und naturgemäß umgeben von Entertainment-Restaurants und Gift-Shops. Unter Anderem beherbergt das Gelände auch das (noch) größte Hard Rock Cafe der Welt, das in einer Art Kolosseum untergekommen ist. Nach einem halbwegs guten Essen bei Magarita Ville (hey Leute, warum serviert Buffalo-Seasoning, wenn ich ausdrücklich KEINEN Essiggeschmack will?). Das Entrée, Chicken Teriyaki on Rice with sauteed Pineapple war ganz in Ordnung, allerdings sollte man vielleicht nächstes mal die Reisportion an die Fleischmenge anpassen. Nur so als Tip (klinge ich kleinlich, jetzt, wo ich im Ritz-Carlton Gast war?! :)). Ah, die Gäste hier sind größtenteils Spacken, die jeglichen Bezug zur Realität verloren haben. Kein Wunder, dass es im Englischen einen Begriff für derartige Menschen gibt: Ritzy. Wie dem auch sei, der Abend war ein guter Vorgeschmack auf den Besuch in den Parks.
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Der nächste Tag, Dienstag, stand im Zeichen der Präsentation! Um 8 Uhr wurden die ersten Verkaufszahlen, Entwicklungen und gegenwärtige Probleme angesprochen und ich habe das erste mal unseren CEO (Chief Executive Officer..auf Deutsch: Cheffe) sprechen hören. In meinen Augen ein sehr sehr kompetenter und erfahrener, aber dennoch bescheidener Mann. Um 9 Uhr wurde zum Town Hall Meeting geläutet. Diese 1 1/2h lange Veranstaltung wird vierteljährlich durchgeführt und verschiedene Manager der Firma informieren die Mitarbeiter über die aktuelle Lage, Ziele, Probleme etc. Nach meiner Meinung absolut notwendig in einer Organisation dieser Größe; jedoch definitiv auch auf kleinere Firmen übertragbar. Da das Meeting in Florida abgehalten wurde, wurde die Zentrale in München und Elyria, OH dazu geschaltet. Nach Lunch unter Palmen ging es dann weiter mit Präsentationen jeglicher Art, ich bin allerdings geflüchtet, als John Hill, ein ehemaliger Verkehrsberater von George W. Bush, seine republikanischen Ideen teilen wollte. Da habe ich doch lieber an einer Excel-Liste für meine Kollegin gearbeitet. Für’s Dinner hat uns Morton’s Steakhouse (#1 Steakhouse in the USA bla bla) empfangen. Mein Filet-Mignon für $50 und die Idaho-Backkartoffel war sicher nicht von schlechten Eltern. Bzw. Bulle und Kuh…Kartoffelsamen! Anschließend durfte ich KEIN Bier in The World of Beer genießen, da ich Spaßvogel meine ID vergessen habe. Ich werde im März 24 (5. März, ich freue mich über Geschenke und Grüße aller Art, meine Adresse gibt’s selbstverfreilich auf Anfrage!;)). Welcome to America.
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Während wir uns am Tag vorher noch mit Präsentationen rumgeschlagen haben, wurde der Mittwoch ab 12 Uhr für “Activities” freigehalten. Eigentlich waren Beth und ich garnicht mehr dafür eingeplant, weil unser Rückflug mittags gehen sollte. Da aber der nördliche mittlere Westen (kapiert?) derzeit unter einer Kruste Eis und Schnee gefangen ist, wurde unser Flug glücklicherweise gestrichen. Für uns hieß das: Einen Tag und eine Nacht mehr im Paradies. Und da es so gekommen ist, habe ich mir aus Golfen, Fly Fishing, Universal Studios und Disney’s Epcot die Studios ausgesucht.
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Mit dem Ticket für beide Parks (10€ für die Antwort, was beide Parks verbindet!) und $50 Giftcard gewappnet ging es dann in den Freizeitpark, den ich zwischen Heide Park Soltau und Warner Brothers Movie World ansiedlen würde. Nur halt amerikanisch, d.h. größer, teurer, phantastischer. Mit einer Gruppe von 6 Leuten sind wir dann losgezogen um: The Incredible Hulk Coaster, Harry Potter and the Forbidden Journey, Dragon Challenge, Jurassic Park River Adventure, The Amazing Adventures of Spider-Man, RIP Ride Rock It, Revenge of the Mummy und The Simpsons Ride zu erleben. Das laut “Theme Park Insider” #1 Restaurant von 2003 bis 2008 hat sich durch verkohltes Hamburgerfleisch ausgezeichnet. Weiß nicht, wo die sich diesen Titel erkauft haben?! Jedoch geil: In der Rock It Achterbahn konnte man während der 90°-Fahrt zum Gipfel einen Song aussuchen, den man gerne während dem Rest der Fahrt hören wollte. DIESE Achterbahn plus Limp Bizkit – Keep Rollin’ war definitiv ein weiterer Höhepunkt in diesem Programmjahr. Am nächsten Tag ging es leider schon wieder zurück ins verschneite Nord-Ohio. Irgendwann erwacht man halt aus jedem Traum.
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Archive for the ‘Orlando, Florida’ Category
Arbeiten in Florida, Spaß @ Universal
02
Feb