Ein herzliches Hallo aus dem 35°C warmen Ohio!
Ist das wirklich schon wieder 2 Wochen her, dass ich in Washington war? Omg, wie die Zeit vergeht! Noch 19 Tage Leute, dann geht’s auf den Roadtrip gen Westen. Noch 46 Tage insgesamt zähle ich heute. Und da wir ja auf dem Abschlussseminar bekanntlich nur 2 1/2 Tage in Washington verbringen, vollgepackt mit Gruppenveranstaltungen und Diskussionsrunden, hielt ich ein rein touristisches Wochenende in der Hauptsadt für sehr angebracht. Und das beste was mir passieren konnte: Es war das Wochenende des Memorial Day, der Tag an dem den “Gefallenen für das Vaterland” gedacht wird. Dass die Hauptstadt sich da natürlich nicht lumpen lässt, v.A. in den USA, sollte hinlänglich bekannt sein. Aber lasst mich doch am besten mit “Und täglich grüßt das Murmeltier” anfangen.
Es war nämlich wieder soweit: Simon sollte Flugverspätung haben. Noch etwa 1h vor Abflug sah es sehr gut aus, ich kühlte mein System mit einem wohl-temperierten Blue Moon und wartete auf’s Boarding. Leider hatte unsere Crew, die unplanmäßig noch in Chicago weilte, offensichtlich andere Pläne, sodass ich zunächst 1h Verspätung einplanen musste. Den Anschlussbus vom Baltimore Airport zur Greenbelt Metro Station in DC würde ich gerade noch so erwischen, also Laptop raus und Film an.
Kurze Zeit später hörte ich ein weiteres “Ding, Ding, Ding, dear passengers of Flight XYZ, we apologize….” … “It’s too late, to apologize. I said it’s too late” schoss mir durchs hin. Timbaland ft. One Republic. Eine weitere Stunde Verspätung?! Das würde bedeuten, ich müsste mir in Baltimore ein teures Motelzimmer nehmen oder gar ein Taxi?! Nach kurzem Zögern habe ich mir dem Flight Assistant on Duty gesprochen und der hat mir doch kurzerhand einen Direktflug nach Washington angeboten, direkt ins Herz der Stadt! Ich müsste nur schnell alle meine Sachen greifen und meine Beine in die Hand nehmen. “Your flight is about to begin boarding!” – von einer Ecke des CLE zur nächsten gerannt und so saß ich ihm Jet nach DC!
Der Flug war recht ruhig und im Landeanflug auf den Reagan Intl. konnte ich schon das Capitol und das Washington Monument sehen, welch ein toller Ausblick! Dann noch irgendwie zum Hostel fahren, einchecken und erstmal pennen, dachte ich.
Am nächsten Morgen fand ich mich ausgeschlafen im Herzen der Republik wieder! Mein erster Stop galt der Library of Congress, direkt neben dem Supreme Court, ehe es dann durch ein Tunnelsystem ins Capitol ging. Dort wurden sogar Sprengstoffproben von meinen Händen genommen und der eine Sicherheitsbeamte hat sich über meinen Kamerastandfuß lustig gemacht. Ich steh’ zu dem Ministativ, sehr nützlich wenn man alleine reist!
Die ganze Menschenmenge im Capitol Visitor Center stand offensichtlich sehr lange für irgendwas an, aber da die Stadt so riesig ist, wollte ich meine Zeit nicht in einer Warteschlange verschwenden. Noch kurz einen sehr informativen Rundgang durch die Capitol-Exhibition mitgemacht und dann ging es auch schon weiter zur Mall (hört sich so an, als ob ich da in 5 Minuten durchgerannt bin, tatsächlich habe ich dort aber mehr als 2h verbracht :D).
Schließlich tat sich der etwa 4km lange Grünstreifen -die Washington Mall- vor mir auf, gesäumt von unzähligen Museen und Monumenten, einfach ein herrlicher Anblick (ich sollte Stadtführer-Autor werden)! Natürlich ist das knapp 170m hohe Bauwerk nicht zu übersehen, egal wo man in der Stadt ist. Ich glaub Mohammed hat den Obelisken hier vergessen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mir nach kurzem Flanieren -auch vorbei am J. Edgar Hoover FBI Hauptquartier vorbei- erstmal einen Burger im Hard Rock Cafe gegönnt. 23 Kröten hat mich der Spaß mit einem Heinneken gekostet, geht’s noch?
Aufgrund der riesigen Auswahl an Museen habe ich mir vorher nur grob überlegt, was ich gerne sehen möchte. Ich hatte mir vorgenommen, alles so wie es eben kommt, abzulaufen. Als nächstes war dementsprechend das National Museum of Natural History am dransten, jedoch möchte ich hier mal die dreiste Behauptung aufstellen, dass wenn man 1-2 Natural History Museen gesehen hat, alle gesehen hat. Gegenüber flirtete mich aber das Smithsonian Castle an, eine wunderschöne etwa 150 Jahre alte Burg, in der das Smithsonian Informationszentrum untergebracht ist, sowie die Krypta des Herrn James Smithson. Im Gebäude selbst waren einige Kunstgegenstände ausgestellt und der Garten hat mich irgendwie an einen anderen Garten erinnert, den ich hier mal gesehen habe, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wo das war. Korrekt? Aber hey, Gärten sind doch immer toll!
Weiter ging es dann zum -ich würde mal sagen- Mittelpunkt der Stadt: Dem Washington Monument. Das phallusartige Gebilde, was nach Jeff Dunham eher einem Bill Clinton-Denkmal aussieht, ist neben dem Capitol DAS Wahrzeichen Washingtons! Kein Gebäude in Washington darf höher sein als das Capitol, das Denkmal des ersten Präsidenten der USA ist eine von drei Ausnahmen und ist bis heute der höchste Obelisk der Welt! Und, ja, man kommt auch nicht drum herum sich das Bauwerk anzusehen, es ist, wie gesagt, allüberragend. Es wird von einem Haufen Flaggen umgeben (ich habe nicht gezählt, aber es würde mich nicht wundern, wenn es 50 sind) und man kann tatsächlich hochfahren. Jedoch werden nur eine gewisse Menge Tickets ausgegeben und da es schon etwa 15-16 Uhr war, bin ich leer ausgegangen. Kurzes Detail noch: Das Bauwerk wurde während der Zeit des Bürgerkrieges für 25 Jahre unterbrochen, was man heute noch an den 2 unterschiedlichen Farbtönen der Steine erkennen kann; der untere Teil ist definitiv heller.
Der nächste Teil der Mall-Tour war das World War II Memorial, bestehend aus 50 umrundenden Säulen, jeweils mit dem Namen eines Bundesstaates verziert; das Wasserbecken in der Mitte hat einer kurzen Abkühlung meiner schon qualmenden Füße gedient!
Weiter ging’s dann zum Vietnam Veterans Memorial mit der schwarzen Memorial Wall, die vielen aus Filmen bekannt sein sollte. Ein freiwilliger Helfer hat hier allerand interessante Auskünfte gegeben! Abgeschlossen habe ich die Mallbesichtigung dann am Abraham Lincoln Memorial, was einem Tempel gleichkommt. Innen sitzt Abe auf einem Stuhl und schaut präsidentisch drein!
Auf dem Weg zum Thomas Jefferson Memorial (lag etwa 20 Gehminuten vom Abe entfernt) bin ich noch am Korean War Memorial vorbei, wo man den bekannten Satz “Freedom is not free” lesen kann. Welch ein berührendes Statement! Nach der stundenlangen Rennerei bei der Hitze hat sich langsam aber sicher ein pochender Kopfschmerz gebildet, sodass ich gegend Abend einfach nur noch ins Bett wollte. Morgen war ja schließlich auch noch ein langer Tag!
Nun, wie kann man das eigentlich alles noch toppen, immerhin habe ich die ganze Mall abgelaufen, das ein oder andere Museum gesehen und mich stundenlang in Memorials aufgehalten?! Ganz klar: Die National Archives. Hier werden Originalkopien der Konstiution, die Bill of Rights (die ersten 10 Zusatzartikel der Verfassung) sowie die Unabhängigkeitserklärung aufgewahrt und ausgestellt. Selbstverständlich musste man sich hier total in Demut geben und alle Anweisung des Sicherheitspersonals befolgen ;). Wie dem auch sei, es war jedenfalls interessant anzusehen, wie die eine Mutter ihrem Kind vor der Verfassung einen sehr abstrakten Vortrag über Wichtigkeit und Bedeutung gehalten hat :D. Hab damals auch zusammen mit meinem Bruder lieber Verfassungen gelesen, als an unserer Legostadt gebaut. Wieder draussen wurde ich von einer Motorradparade überrascht. Plötzlich wurden die Straßen gesperrt und tausende Motorradfahrer, teils geschmückt mit Flaggen, sind an der tosenden Menge vorbeigerauscht. Echt cool!
Ich hatte aber keine Zeit, schließlich war ich zum Mittagessen mit Obama verabredet. Ich hab echt lange vor seinem Haus gewartet, aber scheinbar ist ihm noch was dazwischen gekommen. Kann ich verstehen, er muss ja nebenbei auch noch ein bisschen Politik und sowas machen.
Hab mich halt mit dem Anblick des Hauses begnügt und bin dann weiter zum Nationalfriedhof Arlington gefahren. Interessant, dass man dafür in den Bundestaat Virginia wechseln muss, hehe. den Hügel bei guten 30°C in der Mittagssonne hochzukraxeln war echt nicht so prickelnd, aber dafür habe ich das Grab von John F. Kennedy gesehen und das Arlington House. Von dort aus hat man übrigens auch eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Pentagon.
Das siebtgrößte Gebäude der Welt ist echt ein riesiger Betonklotz, ehrlich gesagt ziemlich hässlich. Aber meinem Reiseführer zufolge erlaubt der Grundriss, dass man jeden Ort im Gebäude innerhalb von 7 Minuten erreichen kann. Na dann! Den zweiten Tag habe ich mit dem Besuch des Air and Space Museums an der Mall abgeschlossen; ich war zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt schon mit meinen Kräften am Ende, daher bin ich nur kurz einmal in jeden Bereich gelaufen. Das Museum ist echt riesig und hat unzählige Ausstellungsstücke, dort könnte man sich bestimmt ne ganze Woche aufhalten.
So ging dann auch schon wieder ein langes Wochenende zu Ende. Ich habe viel gesehen, bin gefühlte 100km gelaufen und bin mit mir, was das Besichtigen der wichtigsten Städte an der Ostküste angeht, absolut im Reinen!
Am nächsten Tag, Memorial Day, ging es dann wieder zurück nach Cleveland. Um zum Baltimore Airport zu gelangen musste ich mit der U-Bahn in den Bundesstaat Maryland fahren, wo an der Greenbelt Station dann der Shuttlebus auf mich gewartet hat. Überraschenderweise gab es auf der Rückreise keinerlei Komplikationen; offenbar ist der Bann gebrochen.