Man, man, man! Das ganze Schneegeschaufel in den letzten Wochen war wirklich wirklich anstrengend (und morgen kommt ein weiterer Schneesturm bei uns vorbei und ladet Fracht ab). Aber das ist alles kein Vergleich zu den Geburtstags- und Grußkarten die ich von euch bekommen habe, inkl. der zahlreichen Geschenke. Das Schauffelbaggerunternehmen um die Ecke hat ganze 2 Tage daran gearbeitet, unseren Eingangsbereich rund um den Briefkasten frei zu räumen!
-_-
Ich möchte bei meiner Berichtstattung eigentlich nicht direkt am Freitag, dem Tag meiner Abreise, anfangen. Interessanterweise habe ich am Montag Michael kennengelernt. Michael ist von unserem Mutterunternehmen, der Knorr-Bremse, München, für 3 Wochen in den U.S. HQs und bereitet ein IT-Projekt vor. Auch wenn der ein oder andere bei Bendix Deutsch spricht, bisher habe ich noch keinen “Deutschen” (auf Besuch) dort gesehen. Bei einem Lunch letzten Donnerstag konnten wir uns ein Wenig austauschen, über seinen ersten Eindruck und seine Pläne vorort. Es wird sich übrigens prächtig um ihn gekümmert, ständig wird er zum Lunch oder Dinner inkl. Aktivitäten (Basketball, Bowling etc.) eingeladen. Also, wenn einer von euch ein Auto mit Knorr-Teilen fährt, wisst ihr jetzt wo das Geld hingegangen ist ;).
Bleiben wir aber doch beim Lunch. Denn auch ich wurde wieder einmal von meinen Managern eingeladen, und zwar am Freitag vor meinem Flug. Sie wollten sich nochmal für meine / unsere Hilfe in Orlando, FL bedanken. also warum nicht zum nächsten obere-Mittelklasse-Italiener nach Westlake? Brio’s ist ein wunderbarer Ort zum Speisen, ja. On top gab es dann noch eine Karte von jedem unterschrieben -zum Geburtstag, und einen Nachtisch aufs Haus -zum Geburtstag von Brio. Aber das sollte natürlich noch nicht alles sein. Der zweite Umschlag enthielt eine universelle Giftcard über $100 für Amazon, Bestbuy, United Airlines, Hilton…wo immer ich das Geld ausgeben will. Den Rest des Nachmittages durften wir uns -bezahlt- frei nehmen (habe ich aber nicht gemacht, da ich noch an einem Projekt arbeiten wollte).
Ich dachte mir: So kann ein Geburtstagstrip nach Chicago gerne starten! Ausgerüstet mit $100 mehr Reisebudget bin ich um Punkt 17 Uhr zum Flughafen gefahren und mich selbstverständlich auf der Suche nach dem speziellen Park & Ride Service verfahren..! Apropos…auch wieder so eine Sache. Über die Firma habe ich dieses spezielle Parkangebot bekommen. Ich habe mich mit dem Firmencode dort angemeldet und ein Paar Tage diese Parkkarte zugeschickt bekommen. Seither kann ich -nicht auf Firmenkosten-, aber mit Firmenkonditionen dort parken, für $6,25 statt $10. Man wird dort zudem mit dem Shuttlebus abgeholt, bekommt die Koffer getragen, eine Flasche Wasser sowie eine Zeitung in die Hand gedrückt und wird direkt am Schalter abgesetzt. Und zu meinem Erstaunen hat das alles auch noch ohne Probleme funktioniert!?
Reden wir mal über Probleme. Ab und zu habe ich sie ja doch noch. Klar, mein Bauch wieder immer runder, aber was ich dann abends am Airport noch erlebt habe war natürlich in dem Moment viel hinderlicher! Ich hatte anfangs Glück einen günstigen Flug zu finden, der um 19 Uhr abheben sollte. D.h. ich hatte noch 2h Zeit für die Fahrt zum Airport, Parken und Security. Eingecheckt hatte ich mich vorher online. Dank Zeitverschiebung wäre ich um 19.20 Uhr Chicagoer Ortszeit angekommen und wir hätten sofort auf Tour gehen können.
Blöderweise hatte das Chicagoer Wetter was dagegen, sodass ich einer der wenigen war, der 1.45h Verspätung hatte. Tolle Wurst. Dabei hatte alles vorher so schön geklappt. Was also tun? Ab in den nächsten Buchladen, und in die nächste Bar. $36 ärmer und etwa 1.15h später war ich in bester (!) Laune auf dem Weg zum Gate. Die armen Leute, die dauernd wegen mir im Flugzeug aufstehen mussten, hehe. Bier und Blase harmonieren halt nicht immer miteinander.
Der Flug war dennoch sehr angenehm und nach recht kurzer Zeit war ich zurück in Chicago. Gepäck geschnappt, in Manuel’s Auto eingestiegen und ab zum N Lake Shore Dr.! Dort haben mich dann Victor, Bill, Tobi, Liesa (dt. Besuch) und Tim (ebenfalls dt. Besuch) sowie White Socks, der Kater, begrüßt. Einige Biere später war es dann auch schon 24 Uhr und alle haben mir gratuliert /. Daraufhin sind wir dann noch weitergetingelt, zum Berlin Club. Diese Disco ist vergleichbar mit einem Gemischtwarenladen, dort tummelten sich Schwule, Lesben, Transen aber auch “Normale”. Auf jeden Fall war es sehr wild zwischen den ganzen “anderen” Leuten zu tanzen. Da wir aber auch alle irgendwie ziemlich müde waren und irgendwie hungrig, sind wir nach einer Stunde weiter zu einem Diner und haben gefrühstückt, so um 3 Uhr. Irgendwann bin ich dann auch eingeschlafen, mit White Socks auf meinenen Beinen (war scheinbar sein Sofa).

Samstag, mein Geburtstag. Bei jeder Chicagoreise steht selbstverständlich Downtown auf dem Programm. Gesagt, getan. Zunächst haben wir uns ein wenig bei Dunkin’ Donuts gestärkt und sind dann weiter gezogen, um das Loch zu suchen. In Chicago gibt es nämlich ein mysteriöses Loch. Ursprünlich wollte man in Chicago im Jahre 2007 nämlich das zweithöchste (?) Wohn- und Bürogebäude der Welt bauen, den Chicago Spire. Da dann aber die Immobilienblase geplatzt ist und den Investoren das Geld entweder völlig ausgegangen war oder es an anderen Stellen gebraucht wurde, mussten die Bauarbeiten unterbrochen werden. Übrig geblieben ist also ein sandiger Bauplatz mit einem riesigen befestigtem Loch in der Erde, Teil des Fundaments. Absolut nicht sehenswert aber wenn irgendwann mal das Projekt beendet wird, kann ich mich einen Keks freuen, dass ich das Loch gesehen habe. Das Loch.

Nachdem wir dieses Weltwunder begutachtet haben sind wir weiter zum Navy Pier gezogen um Tim dieses Sehenswürdigkeit zu zeigen. Anschließend hatte ich mir etwas extravagantes für meinen Geburtstag überlegt: in etwa 330m Höhe lunchen, auf dem Hancock Tower. Gesagt, getan: ein würziges 312 bestellt und Chicken Quesedilas. Leider war es an dem Tag seehr bewölkt, sodass wir nur teilweise nach unten schauen konnten. Aber dennoch, das werde ich nie vergessen!

Irgendwann mussten wir dann aber auch die Einkäufe für die Party am Abend erledigen, also hat Manuel uns beim Grocery Store abgesetzt und hat während Tobi, Tim und ich eingekauft haben, seine Freundin Spencer abgeholt. Wieder im Condo angekommen, hat uns kurz darauf auch schon eine Bestellung Chicago Style Pizza (Pizzatorte) für $60 erwartet. In der Regel ist man nach 1-2 Stücken pappsatt :D. So geschehen. Irgendwann sind die ganzen Gäste eingetrudelt und Tobi und ich durften unsere Geburtstagstorte anschneiden! Nach einer Aufwärmrunde bis etwa 2 Uhr sind wir noch zur Clark’s Street gelaufen, eine Amüsiermeile um die Ecke. Dort haben wir dann gemeinsam den Abend zuende getanzt.

Sonntag war dann relativ ruhig. Sind dann nochmal Downtown gefahren, weil Tobi, Liesa und ich zum Planetarium wollten. Die Ausstellung war allerdings gerade dabei, die Pforten zu schließen, sodass wir das leider nicht mehr mitnehmen konnten. Stattdessen haben wir dann nochmal einen Stadtbummel gemacht. Aber irgendwann waren meine Stunden dann gezählt, sodass ich meine Sachen wieder packen musste. Ich bin dann noch mit Tobi, Liesa und Bill zu einer Bar gegangen, um ein Paar Burger und Wings zu essen. Und klar, das Bier durfte nicht fehlen. Von dort aus bin ich dann weiter zum Airport, mit Bus und Bahn. Bis hierhin ist alles gut mitgelaufen, es war etwa 22 Uhr und wir standen auf dem Rollfeld. Auf einmal -ich hatte mich schon gewundert, warum wir solange dort “parkten”- eine Durchsage: “Meine sehr verehrten Fluggäste, die Lenkung des Flugzeugs ist offensichtlich ausgefallen. Wir werden jetzt wieder zum Gate gefahren, sie werden aussteigen und wir werden ihnen dann ein anderes Flugzeug zur Verfügung stellen.” Na klasse, ich hatte an diesem Wochenende schon nicht viel Schlaf gehabt und meine Nacht drohte immer kürzer zu werden. 5 Minuten später, der Pilot: “Meine Damen und Herren, wir haben gerade das Handbuch des Flugzeugs gelesen und scheinbar können wir das System einfach neustarten, sodass die Lenkung auch wieder funktionieren sollte! Guten Flug!” Ein Pilot sollte wissen was er tut, dachte ich, also habe ich mich auf mein Buch konzentriert und den Flug über die Chicagoer Skyline genossen. Eine atemberaubende Aussicht, einmalig. Hätte ich vorher noch irgendwelche Zweifel gehabt, dass amerikanische (Groß)städte wie Schachbretter aufgebaut sind, dieser Moment hätte sie ausgemerzt. Und nachts fließt auf den Straßen Gold.
Um 2 Uhr nachts durfte ich dann endlich mein ersehntes Bett besteigen. Gute Nacht. Der nächste Tag war seeeehr lang.
