Jaja, ich weiß, wöchentlicher Beitrag klingt etwas höhnisch, aber so ist das nun mal. Hätte nie gedacht, dass das College mich so vereinnahmt -durch das Student Leadership Seminar auch am Wochenende. Zudem hat die Bewerbungszeit angefangen und erste Roadtrips sind in der Planung. Ach übrigens: das H in Ohio steht für herbstlich. Aber alles der Reihe nach; zumindest versuche ich mich zu erinnern.
Gut, zuletzt habe ich mich auf 2 Parties wiedergefunden…das ist definitiv länger her, als ich dachte. Ich gehe mal davon aus, dass das nächst größere Ereignis danach der Besuch im Cleveland Orchestra war (vor 2 Wochen also). Das Cleveland Instittue of Music (CIT) hat unter der Führung von Carl Topilow Dvorak’s Slavonic Dances in C Major, Op. 72, No. 7, Schumann’s Piano Concerto in A Minor, Op. 54 und Mahler’s Symphony No. 1 in D Major gespielt, mit der Unterstützung von Martina Filjak am Piano. Filjak ist weltweit für ihr außergewöhnliches Pianospiel bekannt und hat in letzter Zeit einige Preise abgeräumt. Ich fand das Interieur ziemlich beeindruckend, es sah alles sehr herrschaftlich und alt aus, sehr unüblich für die USA. Das Konzert war auch sehr gut, besonders beeindruckt hat mich der Sound im Saal. Da ich aber nicht unbedingt der Klassikfan bin (Eintritt war für mich umsonst), gehe ich mal nicht näher auf Spielweise und Qualität des Orchesters ein ;).
Am Donnerstag habe ich mich dann mit dem Carrer Service des LCCC zusammengesetzt, um meiner Bewerbung den letzten Schliff zu verpassen. Zu meiner Überraschung musste aber nicht mehr viel gemacht werden und so wurde mir nur nochmal eingeimpft, dass die Jobsuche hier alles andere als eine Fahrt durch Alice’s Wunderland für mich werden wird. Ja, vielen Dank dann auch!
Am Freitag wurde ich zum Schatzmeister des Multicultural Club gewählt, sodass ich jetzt theoretisch über unendlich viel Geld verfüge und in Saus und Braus leben kann. Dieses neue Attribut habe ich gleich meinem Lebenslauf hinzugefügt und abgeschickt. Glücklicher Empfänger meiner ersten amerikanischen Bewerbung (ohne Foto, Lebenslauf in umgekehrter Reihenfolge, jobrelevante Qualifikationen direkt am Anfang) war Bendix Commercial Vehicle Systems, eine Tochterfirma der Knorr Bremse Gruppe, einem deutschen Hersteller von Bremssystemen. Bendix scheint eine vergleichsweise große Firma in der näheren Umgebung zu sein; vorort werden Bremssysteme (ABS, ESP etc.) für Trucks hergestellt. Ich hoffe, dass ich eine Position im Verkauf oder im Marketing besetzen kann. Bislang habe ich -bis auf eine Empfangsbestätigung- noch nichts wieder gehört.
Nun, quasi direkt nach dem Absenden der Email und einem McDonald’s Menü sind wir dann gen Sandusky, OH abgereist, um das Student Life Leadership Retreat im Kalahari Resort anzutreten. Für das Seminar über Führungsqualitäten musste man sich bewerben; am Ende wurden 30 Glückliche ausgewählt. Das Kalahari Resort ist ein riesiger (!) Hotelkomplex mit 500-600 Betten und einem der größten Indoor-Wasserparks der Welt. Dieser musste auch erstmal nach Zimmerbezug, Einführungsveranstaltung und Dinner getestet werden. Beim ersten Seminar habe ich Michael Ferrer getroffen, einem Motivationstrainer. Aber dazu später…Die Wasserrutschen haben wirklich überzeugt und uns allen eine riesen Freude bereitet! Den ersten Abend haben wir dann mit nem Clubbesuch ausklingen lassen; das strikte Alkoholverbot…ach was solls.. :(. Ach in der selben Nacht hatte ich meinen ersten Kaffee ever! Und was soll ich sagen? Ich mag’s einfach nicht :). Ist auch viel zu ungesund und so…Zähne, Blutdruck..ne, ne ich trink’ weiter Cola und Bier! Der nächste Morgen ging dann mit Seminaren weiter (gehe ich jetzt mal nicht weiter drauf ein), diese wurden von einem leckeren Mittagessen unterbrochen, danach folgten wieder Seminare bis 16 Uhr, sodass wir dann nochmal in den Wasserpark gehen konnten. Danach gab’s wieder lecker Dinner und weitere Seminare :(. Zur Nacht hin haben wir dann nochmal den Club gerockt und wirklich Party gemacht. Kaum zu glauben, dass alle absolut nüchtern waren. Am nächsten Morgen wurden wir dann verschiedenen Gruppen zugewiesen, um in den nächsten Monaten jeweils einen Tag eine Veranstaltung am College zu organisieren. Wir haben den Martin Luther King Day zugewiesen bekommen, sodass wir im Januar diesbezüglich Präsentationen etc. halten werden. Da ich dann aber hoffentlich entweder in Washington (dazu auch später mehr) oder sonstwo arbeiten werde, muss ich das ganze “nur” vorbereiten. Danach, also Sonntagmittag war dann Abreise angesagt. Was ist also geblieben von 2 Tagen Seminar? Eine Menge neuer Freunde, viel Spaß im Wasserpark und im Club, super gutes Essen und die Ausbildung von Führungsqualitäten! Bleibt noch zu erwähnen, dass das ganze völlig kostenlos war. Das College hat für jeden Studenten mindestens $ 350 hingeblättert. Wahnsinn! Durch die kurze Nacht von Samstag auf Sonntag bin ich tatsächlich schon um 20 Uhr am Sonntag eingeschlafen. Übrigens: Fotos sind im Album!
In der Zwischenzeit kam von CDS die Erinnerungsmail für das Congress Internship Program -die 5 Praktikumsplätze im amerikanischen Kongress für Januar/Februar. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das machen soll. Ich hoffe, dass Bendix zusagt, zumal mein Vorgänger da dieses Jahr gearbeitet hat und die mit dem Programm soweit vertraut sind. Also, warum sollte ich mir das verbauen? Andererseits wäre das wieder eine Erfahrung mehr, die wiederum eine Bewerbung vorschreibt 😉 Und da Zeit derzeit knapp ist, …naja ich lass es auf mich zukommen. Die Bewerbungsfrist läuft in 3 Wochen ab. Es geht aber einigen PPPlern so, zumindest demzufolge, was ich so auf Facebook lese.
Die ganze letzte Woche stand dann wieder im Zeichen des Lesens und Schreibens. Ich arbeite derzeit an einer 6-8 seitigen Ausarbeitung über “The Family as a Core Value in the Muslim Society” für meinen Intercultural Communications Kurs. Da ich damit relativ spät angefangen habe, muss ich jeden Tag mindestens etwa eine halbe Seite schreiben, was definitiv machbar ist; Abgabe ist nächsten Montag. Abstruse Zitierregeln (MLA, APA, Chicago Style) legen mir allerdings autogroße Steine in den Weg. Darüberhinaus bin ich mit der Themenwahl aber sehr zufrieden. Ich habe auch schon allerhand Examen gehabt und musste andere Ausarbeitungen abgeben. Der Notenschnitt liegt bei A-B, womit ich sehr zufrieden bin. Besonders Geschichte ist ziemlich schwierig, weil oft alte Texte aufkommen, die ich kaum bis garnicht verstehe. Da hilft dann manchmal nur Google oder geschichtliches Geschick (wenn es das gibt :D). Ich habe aber auch schon ein “F” kassiert, weil ich die Businessklausur mit nem Kugelschreiber anstatt nem Bleibstift geschrieben habe. Tja, Regeln sind dazu da, dass sie eingehalten werden, ne? Die Tatsache, dass ich eigentlich über 90% (A) richtig hatte, machte mich nicht unbedingt glücklicher. Keine Sorge, ich hab’s überwunden ;).
Freitag habe ich mal wieder mit den Jungs Fussball und Basketball gespielt, nachdem wir uns beim Chinesen die Bauch vollgeschlagen haben. Jovan hat uns beim Fußballspiel des öfteren sein Gemächt gezeigt, um von seinen miesen fußballerischen Fähigkeiten abzulenken. Blöderweise hat er uns dadurch auch abgelenkt…andererseits habe ich bisher selten so viel und laut gelacht wie in dieser Stunde. Naja und Basketball war gegen die Chinesen und Koreaner definitiv ein Heimspiel für mich! An mir haftet jetzt der Name Rebound bzw. Dunkin’ Simon…naja schön wär’s. Was muss sich mein Bruder für mich schämen ^^.
Am Samstag hat Christine aus dem Intercultural Communications Kurs eine Party für alle internationalen Studenten veranstaltet. Es gab jegliche internationale Speisen, Bier, Chips und Lagerfeuer. Das war ein richtig schöner Abend mit mindestens 10 verschiedenen Nationalitäten auf einem Fleck. Sofern ich mich erinnere: China, Südkorea, Indonesien, Vietnam, Pakistan, Iran, Ägpyten, Frankreich, Deutschland, Chile, Mexiko und USA. Theoretisch wären dann noch Vertreter aus den Philippinen, Venezuela, Südafrika und England dabei gewesen. Also, alles in allem ein seeehr bunter Haufen; der Harte Kern hat den Abend dann mit Sexgeschichten am Lagerfeuer ausklingen lassen. Amerika, du überrascht mich immer wieder.
Joa und heute habe ich dann mit dem besagten Michael Ferrer telefoniert. Er ist auf mich aufmerksam geworden, als er in der Gruppe einige gefragt hat, was sie jeden Tag antreibt. Meine Antwort -my mind- hat ihn scheinbar so sehr beeindruckt, dass er mich beim Rausgehen gebeten hat, ihn nach dem Wochenende drigend anzurufen. Ferrer arbeitet derzeit in einigen sozialen Projekten und gemessen an den bezuspruchten öffentlichen Geldern wohl sehr erfolgreich. Ich habe mir gedacht, dass ich dort meine 20h Freiwilligenarbeit ableisten kann und weiterhin Jobkontakte knüpfen könnte. Das Telefongespräch war sehr aufschlussreich. Er hat mir Community Work angeboten und mir auch versprochen, mit seinen 30-40 Organisationen bezüglich eines Jobs für mich für nächstes Jahr zu sprechen. Ich bin jetzt nicht zu euphorisch, weil Amerikaner -milde ausgedrückt- gerne übertreiben. Für mich bedeutet das also, weiter Ausschau halten! Dennnoch, mal sehen, was für mich dabei rausspringt; Arbeit finden ist wirklich keine Fahrt durch Alice’s Wunderland :(.
Ach und um die Einleitung aufzugreifen: Ja, es wird kälter (habe $ 30 für einen Zipper investiert) und ja, ich hoffe, dass ich die collegefreie Zeit in New England (Boston) und Silvester in New Orleans verbringen kann!